Angelika Oedingen
Hinter der Tür
02.11.2025 bis 07.12.2025

In der Ausstellung „Hinter der Tür“ spielt das Interieur der bayerischen Künstlerin Angelika Oedingen die Hauptrolle. Die Künstlerin hat sich mit der Umsetzung von Realität in den künstlichen Raum beschäftigt. Das Interieur ist das zentrale Sujet in ihrer derzeitigen Arbeit. Die gemalten Räume sind still, leer, menschenleer und geordnet.

Dem Betrachter bietet sich die Möglichkeit, scheinbar Vertrautes mit ganz neuen Augen zu sehen.

Führungen

Zur Finissage am 07.12.2025 bietet Angelika Oedingen zwei Führungen an und erläutert ihre Bilder in einem persönlichen Gespräch:

  1. von 11.00 bis 12.00 Uhr
  2. von 12.00 bis 13.00 Uhr

Vita

  • Geboren in Köln – lebt und arbeitet in Bayern
  • Studium an der Albertus-Magnus-Universität zu Köln- Kunstgeschichte, Theaterwissenschaft und Philosophie
  • Studium der Malerei und Grafik an der der „Folkwang –Universität der Künste“ in Essen bei Prof. Otto Näscher, Diplom mit Auszeichnung
  • Bühnen- und Kostümbildnerin bei nationalen und internationalen Theaterproduktionen u.a. Habimah Theater Tel Aviv, Staatstheater Stuttgart, Ruhrfestspiele Recklinghausen, Theaterfestival München Zusammenarbeit u.a. mit Wolf Vostell, Ulrike Ottinger
  • Production-Designerin
  • Szenografin für Film- und Fernsehproduktionen im In- und Ausland
  • Künstlerische Leitung und Bauleitung im Themenpark (Auftrag: BIEGE), „Planet of Visions“ der Weltausstellung EXPO 2000 in Zusammenarbeit mit François Schuiten
  • Design und Rekonstruktion „Teo-Otto-Theater, Denkmalsschutz, Remscheid
  • Lehrtätigkeit als Kunstpädagogin an Gymnasien Düren, Köln
  • Mitglied im BBK München und Oberbayern
  • Mitglied im BBK Allgäu/Schwaben Süd
  • Projektleiterin im Kunstverein Ebersberg
  • Freiberuflich als Künstlerin tätig

Einführung am 02.11.2025

Kurzer historischer Blick auf das Thema der Interieurmalerei

Als Interieurmalerei werden Bilder bezeichnet, in denen Zimmer oder Innenräume eines Gebäudes dargestellt sind. Die darin beschriebenen Milieus reichen von der Arbeitswelt über
die häusliche, zuweilen intime Umgebung bis hin zu eher unpersönlich, streng perspektivisch festgehaltenen öffentlichen bzw. repräsentativen Räumlichkeiten.

Die Darstellung von  Interieurs gilt seit dem 17. Jahrhundert als selbstständige Bildgattung.

Schon in der Antike diente die Interieurmalerei als Innendekoration und ist hauptsächlich durch römische Wandmalereien wie in Pompeji und Herculaneum bekannt.
Wir waren gerade in Pompeji und es ist erstaunlich und faszinierend wie die Architekturmalerei an den Wänden der prächtigen Villen die Räume nicht nur schmücken, sondern sie
in eine weitere Dimension vergrößern. Im Mittelalter reduzierte sich die Perspektive der räumlichen Darstellung, denn der Mensch, die handelnden Personen zumeist in der Darstellung christlicher Motive standen im Mittelpunkt. Eine räumliche Perspektive war meist nicht vorhanden, und die Figuren wurden oft frontal und steif dargestellt.

Die Malerei der Renaissance zeichnete sich durch naturalistische Darstellungen, die Wiederentdeckung der klassischen Antike und die Entwicklung von Techniken wie der
Zentralperspektive aus. Der Einsatz von Licht und Schatten erzeugte eine dreidimensionale Wirkung.

Als Gattung löst sich das Interieur aus der religiösen Historie, aber behält weiterhin oft Verbindungen zu Portrait oder Genre. Seit seiner Blüte im Holland des 17. Jahrhunderts ist es
mit der nordischen Malerei verbunden. Mit der Reflexion der Künstler über ihre Arbeit wird das Atelier-Interieur als Motiv für das programmatische Selbstverständnis genutzt. Im 16. Jahrhundert findet sich gegenüber dieser nüchternen Raumdarstellung – befördert durch deren Realitätssinn bei den Niederländern – eine reiche Darstellungswelt des irdischen
Lebens. In der holländischen Malerei sind die meisten Interieurdarstellungen des 17. Jahrhunderts dem Genre ( also der Sittenmalerei) zuzuordnen, wobei häufig eine symbolische
und moralische Bedeutung betont wird. Der Maler De Hooch bietet seinen Protagonisten stimmungsvolle, behagliche Räume, die den Blick des Betrachters auch in die
angrenzenden Räume mit wechselnder Lichtsituation schweifen lassen. Dagegen zeigt Vermeer meist beschränkte Raumausschnitte mit großer illusionistischer
Überzeugungskraft. Licht und Schatten gewinnen an ungeheuer Bedeutung. Die neue Bedeutung des Wohnens im 19. Jahrhundert zeigt
sich in den Interieurs des Biedermeiers. In den seit 1815 beliebten Zimmerbildern werden die aktuellen Zustände der schlichten bürgerlichen und der luxuriösen aristokratischen
Wohnungen für die Nachwelt teils akribisch dokumentiert.

Wir kennen alle Van Goghs „Schlafzimmer in Arles“ 1888 gemalt, es steht für Ruhe und Rückzug. Es ist auch eines der Bilder, die den Raum zwar leer aber dennoch voller Emotion
zeigt.. So wie sich van Gogh noch der Perspektive bedient verlässt Matisses in seinem Bild „Harmonie in Rot“ (1908) die Abkehr von der räumlichen Illusion begibt sich auf den Weg hin zur
reinen Farbe, Fläche und Ausdruck.

In der aktuellen Kunst spielen Räume in der Malerei eine untergeordnete Rolle. Hingegen nutzen viele Künstlerinnen und Künstler den realen Raum für Installationen, die
raumgreifend den Betrachter umgeben.

Warum die Interieurmalerei?

Wie kommt man nun dazu Räume zu malen? Nicht nur meine langjährige Tätigkeit als Bühnenbildnerin, wobei man in dieser Arbeit ja lediglich die Hülle für die handelnden Personen
entwirft, sondern eine ganz klare Zäsur in unserer aller Geschichte brachte mich zur intensiven Beschäftigung mit dem Thema Raum sprich Interieur. Uns allen ist der 20. März
2020 in Erinnerung, als wir plötzlich auf uns selbst geworfen und quasi in unserer Wohnung gefangen waren. Das Draußen blieb draußen und die eigenen Räume wurden zur
Lebenswirklichkeit. Nicht, dass wir in unserer ländlichen Gegend nicht nach draußen durften, nein, es war dieses neue unbekannte Gefühl nicht mehr frei entscheiden zu können, mit wem man sich wo sehen konnte. So begann ich im übertragenen Sinnen einen inneren Monolog mit dem ersten Bild, das mein kleines Atelier darstellte. Es ähnelte eher einem Stillleben. Ganz allgemein könnte man die Raumdarstellungen auch als Stillleben bezeichnen, denn es befinden sich Gegenstände, Möbel Requisiten in diesen Bildern.

Interessant und kaum beachtet fehlt den Darstellungen der Räume im Gegensatz zum realen Raum, in dem wir uns bewegen, die vierte Wand. Wir schauen wie im Theater mit
seiner Guckkastenbühne in einen Raum hinein und sind als Betrachter, diejenigen, die vor der vierten Wand stehen.

Meine Gemälde bewohnen teilweise desolate Innenräume und präsentieren sich als meditative Studien von Licht, Farbe, Materialität und Wahrnehmung. Die teilweise abgeblätterten
Wände, zeugen von Vergangenheit und haben demzufolge den Charakter von Vanitas Stillleben, manche erinnern sogar an lost places. Nur werden sie im Gegensatz zu diesen belebt
durch eine starke fast unrealistische Farbigkeit. Häufig tauchen in den Bildern Türen auf (Daher auch der Titel dieser Ausstellung) die uns einen Einblick in einen anderen
Raum gewähren oder verschlossen sind und uns neugierig machen sollen, was sich hinter dieser Tür wohl befindet.

Wie kommen diese Bilder zustande- woher kommen die Motive? Ich bediene mich einer Vielzahl an Quellen. Sei es die eigene Fotografie, Szenen aus Filmen, dem Internet oder
einfach der eigenen Fantasie. Die Gegenstände, die sich in den Räumen befinden sind plötzlich Assoziationen und haben für mich eine bestimmte Bedeutung, die dem Betrachter aber Raum für eigene Interpretationen bieten. Zunehmend tauchen auch Gemälde in den Räumen auf, und sind quasi ein Bild im Bild, es sind Zitate oder eigene Arbeiten, die ich weiterverarbeite. Die Dramaturgie dieser Ausstellung beginnt an der linken Wand der Galerie. Dort ist eine Arbeit platziert, die einen Wust an Arbeiten darstellt- daneben findet sich ein Blick in ein
Atelier, das folgende Bild verdeckt die bereits gemalten Bilder, zeigt nur die Rückseite und als letztes zeigt sich eine Person, die neugierig in den Raum schaut, was sich wohl hinter dem
Vorhang verbirgt und eröffnet so die Ausstellung.

 

 

www.angelika-oedingen.de

Ausstellungsdauer

02.11.2025 bis 07.12.2025

Downloads

Hinter der Tür

Plakat-Angelika Oedingen-2025
Flyer-1-Angelika Oedingen-2025
Flyer-2-Angelika Oedingen-2025
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