Friedel Anderson
32 Jahre später - Malerei und Grafik
21.11.2021 bis 19.12.2021

Als der 1954 in Oberhausen geborene und seit Mitte der achtziger Jahre in Itzehoe lebende Friedel Anderson 1989 zum ersten Mal im Kunstverein Elmshorn ausstellte, galt er in der Schleswig-Holsteinischen Kunstszene als „aufkommendes Talent“. Jetzt kommt Anderson wieder nach Elmshorn – und wir begrüßen ihn als einen der bedeutendsten Künstler Norddeutschlands, einen Maler und Grafiker, der in den letzten Jahrzehnten alle wichtigen Auszeichnungen und Preise für sich verbuchen konnte und zahlreiche Würdigungen erfuhr. So wurde ihm etwa 2011 der Verdienstorden des Landes Schleswig-Holstein verliehen. Auch bei seiner nach 1989 und einer weiteren 2007 dritten Einzelausstellung im Elmshorner Torhaus wird Friedel Anderson einen Querschnitt seiner malerischen und grafischen realistischen Arbeiten präsentieren – jedes Stück ein Meisterwerk. „Friedel Anderson ist der malende Zauberer unter den norddeutschen Realisten“, schrieb Maler-Kollege Wolfgang Werkmeister.

Das Angebot zur Ausstellung

Wahlweise die Farbradierung Septembermond oder Septemberwolke – beides im Format 18 x 15 cm, in einer Auflage von 120, Bild 1 und 2 in der Ansicht unten – plus festgebundenem Katalog zu einem Sonderpreis von 120 €.
Bestellen Sie per eMail unter info@kunstverein-elmshorn.de oder besuchen Sie uns im Torhaus, Elmshorn.
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Annäherung an die Malerei von Friedel Anderson
von Claus K. Netuschil (Auszug)

‚Er könnte der letzte Romantiker sein, wäre er nicht ein hellsichtiger Realist mit geschärftem Blick auf die Welt: Friedel Anderson ist beides nicht wirklich. Und doch gibt es unübersehbare Verbindungslinien zwischen erlebter und gesehener Weltwirklichkeit und Stimmungen, geahnt und gefühlt, die er in der magisch-zaubrischen Gegenwärtigkeit eines einzigen Augenblicks malerisch festhält, erfahrbare Momente der Stille, die die Feier der Natur nicht stört!

Nicht der Realismus bringt den Betrachter vor den Bildern von Friedel Anderson zum Staunen, sondern die ungeheure Qualität der Malerei, die aufgelöst-lockere Umsetzung und Strukturierung der Bildfläche zu einem Farbgewebe, die unverhofften Surrealismen, die sich offenbaren, aber zu allererst ist es die Handschriftlichkeit des Künstlers. Friedel Anderson führt uns vor, was Malerei heute noch sein kann, und er beruft sich dabei auf den Begriff der „Peinture“, den malerischen Vortrag, der mit Geste, Abstraktion, Farbauftrag und dem gewählten Farbinventar zu umschreiben ist. Der Malvorgang erfolgt à la prima, gestaffelt in übereinanderliegenden Schichten. Nie ist die vorhergehende Malebene farbgeschlossen. Dadurch entwickeln sich im Arbeitsprozess seine Bilder in der offenen Farbstruktur aus Abstraktionen im Detail zu gegenstandbezogenen Kompositionen und sind und bleiben große Seherlebnisse, malerische Sensationen!

Er besticht mit einer heute selten gewordenen Könnerschaft, die gepaart ist – man wagt es kaum auszusprechen – mit Seele, was nichts anderes bedeutet, als mit großer innerer Anteilnahme. Der Maler geht mit seinen Motiven, sei es Architektur, Landschaft oder Stillleben, eine geheime Verbindung ein, die nicht inniger sein könnte, sei es eine Industrieanlage oder ein Fischmarkt, ein festlich gedeckter Tisch oder ein üppig naturhaft verwachsener Garten, ein Bücherregal oder ein Porzellanteller, aufgestapelte Holzscheite oder ein Interieur, Eigelbe oder die sich einstellende Fruchtfäule bei einer Birne. Der Kontrakt des Malers basiert auf einer unausgesprochenen Absprache zwischen dem gewählten Motiv und der malenden Hand, oder ist es das sehende Auge oder das fühlende Herz?

Friedel Anderson schöpft aus der reichen Außenwelt des Dinglichen und erschafft, was er mit seinem künstlerischen Auge sieht und erzählt und interpretiert die Welt neu. Für ihn ist die Darstellung der Stofflichkeit kein bloßes Artistenstück, sondern inhaltliches Grundmaterial seiner sehr sinnlichen Malerei. Es ist nie ein blutleerer, fotographisch, sklavisch-abbildender oder nachahmender Realismus. Der genaue Blick des Künstlers, die Naturbeobachtung, lässt Raum genug für das Spontane, das Leicht Wirkende und für das Flüchtige der Erscheinungen.

Der Gang durch den Garten – Titel und Thema des vorliegenden Kataloges – beginnt mit dem Morgenlicht auf der Veranda und endet am Abend mit dem abgegessenen Tisch nach der Verabschiedung der Gäste. Dazwischen Früchte, Gemüse und Salat, Kräuter, Holunder, Feigen und Nüsse. Die Bilder sprechen von der Erfülltheit der Natur.

Friedel Anderson verleiht – ob Welt oder Natur – den Dingen Bedeutung und Würde und erreicht mit seinen malerischen Mitteln und Möglichkeiten eine ungeheure, nie vernommene Poesie. Er entschlüsselt die Melodie des Eichendorffschen Liedes, das in allen Dingen schläft, er trifft das Zauberwort und beraubt es seines Geheimnisses nicht:

Schläft ein Lied in allen Dingen,
die da träumen fort und fort,
und die Welt hebt an zu singen,
triffst du nur das Zauberwort.‘

Vita

1954                 Geboren in Oberhausen

1974-1977       Studium der Kunstgeschichte Universität Göttingen

1978-1984      Studium der Malerei an der GH Kassel bei M. bluth

ab 1985           freischaffender Künstler

1989                Kulturförderpreis des Kreises Steinburg – 1. Ausstellung im Kunstverein Elmshorn

1993-1994     Lehrauftrag an der FH Gestaltung in Hamburg

1995                Stipendium Kunststiftung Landesbank S-H

2009               Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg

2011                Verdienstorden des Landes S-H

2021                Wolfgang Klähn-Preis, Kunstpreis des Gesamtverbands Hamburger Handwerk

Lebt und arbeitet in Itzehoe / Holstein

Friedel Anderson im Gespräch mit Martin Schulte, Ressortleiter Kultur & Gesellschaft im Shz Verlag, während der Vernissage am 21.11.2021

Ausstellunsdauer

21.11.2021 bis 19.12.2021

360° Panorama